Fahrspiele

Frühstück gibt es früh in einer Bar am Hafen. Alte Männer trinken Kaffee und essen ein Toastbrot mit Öl.
Nach den ersten Kilometern auf dem Rad holt mich eine solide
Sonntagfrüh-Rentner-Rennradgruppe ein. (Bäuchlein, kein Carbon, Maximale Rahmenhöhe 52cm…) Das ist meine Leistungsklasse und ich fahre in der Gruppe mit. Wir rollen eine ganze Weile mit einem 25km/h-Schnitt vor uns hin, als einer der Herrschaften unter Gelächter einen “Ausreissversuch” startet. Ich fahre dem “Ausreisser” mit dem beladenen Rad unter noch mehr Gelächter hinterher, hole ihn bei der nächsten Brücke ein und ernte für die Aktion Sympathie. Ohne verbale Verständigung haben wir ein Fahrspiel gespielt, dessen Regeln uns (spontan?) bekannt waren.

Der Rest des Tages ist weniger nett. Hinter Faro nimmt der Algarve-Tourismus massiv zu und erreicht in Albufeira den Höhepunkt. Es ist grauenhaft. Die Landschaft ist völlig zersiedelt, es ist ein grosses durchgängiges Ferienhaus/Supermarkt/Bar/Hotel-Gebiet, der Auto- und Motorradverkehr ist unerträglich, das Aussehen der neueren Gebäude folgt dem bekannten Vorstadteinerlei (oder ist es andersherum? Siehe Marina Abbesbüttel). Zahlreiche Flughafen-Shuttle für den Flughafen in Faro setzen das erniedrigende Geschäftsmodell von Ryanair & Co. effizient fort. Wer hier Urlaub macht, der hat nicht nur die Kontrolle über sein Leben während der An- und Abreise verloren.
Ein junger Mann in Porches, den ich um einen Tip für die Übernachtung bitte, versichert mir, dass mein heutiger Zielort Lagoa ein normaler Ort mit normalen Portugiesen ist.