Während ich in der Mittagspause durch die Innenstadt von Riesa gehe regnet es nicht. Trotzdem herrscht Tristesse.
Die Elbe wird breiter, die Landschaft flacher und die Uferlandschaft eintöniger. Jetzt geht es beim Rudern nicht mehr zuerst um Aufmerksamkeit für Strömungen, Wellen, Brücken, Tonnen oder Fähren sondern um Geduld, Ausdauer und den angemessenen Umgang mit den kleinen Zipperlein.
Auf dem Gelände des Ruderverein Mühlberg treffen am Nachmittag nach und nach die Paddler und Radfahrer zum Zelten ein. Für kleines Geld gibt es eine gute Liegemöglichkeit für das Boot und die nötigen Campingeinrichtungen. Über Corona Risiken scheinen sich vor allem die Gäste Gedanken zu machen.
Blaues Wunder
Dresden ist sehenswert zu Land, vom Wasser und aus der Luft. Ich hatte mal die Gelegenheit über der Stadt in geringer Höhe mit einem Motorsegler an der Elbe entlangzufliegen, das war genial.Beim Blauen Wunder komme ich an dem Dresdner Drachenboot Verein vorbei. Vor einigen Jahre hatte ich mich genötigt gefühlt hier an einem Drachenboot Rennen teilzunehmen, die vermutlich schlimmste Art sich auf dem Wasser fortzubewegen.*
Heute bin ich froh zu rudern und die richtigen Brückenbögen und keine Tonnen zu treffen. Zum Glück sind kaum Schiffe unterwegs. Ich muß zwei stromauf fahrenden Binnenschiffen und einigen Raddampfern ausweichen.
* an dieser Stelle fällt mir auf, daß schon wieder das Assoziieren von Anekdoten wie bei der Radtour zur Donau anfängt. Wenn das so weitergeht muß ich die Tour wg. Langeweile beenden.
Elbe in der Sächsischen Schweiz
Die TID wurde abgesagt und ich werde im Lande bleiben und die Elbe von der Tschechischen Grenze aus abwärts rudern.
Vor vier Tagen hatte ich Boot und Ausrüstung nach Schmilka gebracht, war gestern mit Siegrid gemeinsam wieder hergefahren und habe heute das Boot bei Flusskilometer 4,6 eingesetzt.Trotz des breiten und sehr stabil liegenden Bootes muss ich mich auf den ersten Kilometern sehr auf das Rudern konzentrieren. Die Elbe fließt schnell in dem engen Tal, die Tonnen kommen schnell näher, das Wasser ist unruhig wie das Schraubenwasser eines Binnenschiffs und alle paar Kilometer ist auf Fährbetrieb zu achten.Hinter Bad Schandau wird die Strömung ruhiger, dafür erzeugt ein sehr kräftiger Wind, der gegen die Strömung steht, hohe kurze Wellen.
Ich bin einige Wochen nicht gerudert und erwartete zur Eingwöhnung die ersten 30km ruhig und entspannt rudern zu können. Am Bootssteg in Pirna angekommen bin ich geschafft und erwarte mit Demut die kommenden Tage.
Nachtrag 1978
Zurück in Gifhorn von meiner Radtour an die Donau suche und finde ich meinen etwas ramponierten DJH-Herbergsführer von 1978 in dem ich auf zwei leeren Seiten (“Notizen”) meine erste Radtour durch Deutschland zusammengefasst habe. (Nun doch noch eine Heldengeschichte) Die Kilometer habe ich offenbar nachträglich anhand von Kilometerangaben in einem Strassenatlas abgeschätzt.Es sieht so aus, als ob 1978 meine Tagesetappen etwa doppelt so lang waren wie heute. Das erklärt, daß ich in etwa der gleichen Zeit (17 Tage?) die Strecke Ostfriesland – Großglockner hin und zurück fahren konnte. Besonders verblüfft mich die Etappe “Villingen – Speyer”, die etwa meinen diesjährigen Etappen “Donaueschingen – Offenburg” und “Offenburg – Karlsruhe” entspricht.
1978 bin ich haupsächlich der Beschilderung folgend auf Bundes- und Landstrassen gefahren. Für die grobe Orientierung reichte die kleine doppelseitig bedruckte DIN A5-Karte aus. Rad- und Feldwege waren unwichtig und das Rad war gelb statt rot.
Trotz dieser Unterschiede bleibe ich bei der Feststellung, daß sich das Radfahren immer noch gleich anfühlt.
Gifhorn – Donau / Übersicht
Am 9. Juni 2020 – etwa eine Woche nach Lockerung der Beschränkungen zur Vermeidung der Verbreitung des Corona Virus – bin ich in Gifhorn zu einer Radtour in Richtung der oberen Donau aufgebrochen.
Ich war insgesamt 16 Tage unterwegs, war davon 15 Tage auf dem Rad, habe keinen Ruhetag eingelegt und nur in Regensburg hätte ich auch wirklich Lust gehabt mich etwas mehr umzusehen.
Zu Beginn bin ich mit kürzeren Tagesetappen gestartet die dann mit der Zeit etwas länger wurden und bin insgesamt 1240km und 8270 Höhenmeter gefahren. An etwa der Hälfte der Tage hatte ich Regen, habe das Zelt nicht genutzt und mich wg. Corona bemüht relativ zeitig eine Unterkunft zu buchen und zeitig an der Unterkunft zu sein. In vielen Fällen bekam ich nur einen Code um den Zimmerschlüssel auszulösen und habe den Wirt/die Wirtin erst am nächsten Morgen gesehen.
Ich habe – trotz der prominenten Strecken – nur wenig Radfahrer auf längerer Tour getroffen. Mit einem Radfahrer aus Gifhorn mit grossem Gepäck, den ich mehrfach bei kräftigem Regen vor/hinter Ulm bei Pausen getroffen hatte, bin ich ein kurzes Stück gemeinsam gefahren.