Irland mit dem Rad

Seit einer Radtour von Gifhorn nach Schottland vor ein paar Jahren steht Radfahren in Irland auf meiner Reiseliste. Im Frühjahr spiele ich verschiedene Varianten (Auto/Zug & Fähre, Flug) der An- und Abreise für Irland durch.

Schließlich plane ich mit dem Bianchi und kleinem Gepäck nach Dublin zu fliegen, von dort für gut zwei Wochen durch das Land zu fahren und von Dublin aus wieder zurück zu fliegen. Es wird das erste Mal sein, dass ich von einer Radtour zurück fliegen werde. Ich mache mir Gedanken wegen des Verpacken des Rades und der wahrscheinlich kaum vermeidbaren Transportschäden.

Siegrid bringt mich freundlicherweise zum Hamburger Flughafen. In Dublin verbringe ich einen Tag mit dem Zusammenbau des Rades, Sightseeing und Einkaufen, bevor ich mich auf den Weg mache.

1. Tag, 27.7: Dublin – Rathowen, 104km, 370Hm

Bei leichtem Regen fahre ich die ersten 1-2 Stunden durch den unvermeidlichen und wenig geschätzten Grossstadt- und Vorstadtverkehr von Dublin. In Maynooth erreiche ich den “Royal-Canal-Way”, ein bemerkenswert schöner Weg an einem schönen, alten und über weite Strecken verkrauteten Kanal mit vielen engen Schleusen.

Das Radfahren macht hier Spaß, Paddeln oder Rudern wird aber mühsam sein.

2. Tag, 28.7: Rathowen – Carrick-on-Shannon, 72km, 520Hm

Die B&B Wirtin macht mir ein auf die anstehende Aufgabe angepasstes (d.h. ein reduziertes) Irish-Breakfast und füllt mir vor Abfahrt schnell noch meine Trinkflasche mit Wasser. Ich fahre über kleine, enge und kurvenreiche Seitenstrassen, vorbei an großzügigen und gepflegten Häusern und Höfen durch eine leicht hügelige Landschaft. Die meisten Autofahrer sind rücksichtsvoll, gelegentlich werde ich gegrüßt und die meisten Hunde beenden ihre Attacken in der Ausfahrt des zu bewachenden Grundstücks. Meine bisherige Beobachtung aus Skandinavien und den Shetland Inseln scheint sich zu bestätigen: Je ländlicher und dünner die Besiedlung, desto entspannter und freundlicher der Umgang der Menschen miteinander.

Am Ortseingang von Carrick-on-Shannon entdecke ich einen “Busch-Achter” (oder “Büsche-Achter” oder “Achterbusch” oder “Achter mit Steuerbusch” oder “Neun-Büsche-Achter” oder “Buschmänner-Achter” oder “Busch-Männerachter” oder “Busch-Ruderachter” oder “Frau Busch Achter” oder “Frauen Buschachter” oder … oder … oder …) – ein beeindruckendes Beispiel menschlicher Kreativität.

Chat-GPT schreibt, befragt zur Bezeichnung eines mit Büschen besetzten Achters: “Wenn ein Achter “mit Büschen besetzt” ist, bedeutet dies, dass auf jedem Sitzplatz eine Markierung (ein Buschen) angebracht ist, um die Position und Funktion des Ruderers zu kennzeichnen.” – ein beeindruckendes Beispiel für algorithmisch erzeugten Mist.

3. Tag, 29.7: Carrick-on-Shannon – Sligo, 60km, 550Hm

Etwas lustlos und müde sitze ich pünktlich um 10Uhr auf dem Rad. Die “R”-Strassen haben hier weniger Verkehr und sind jetzt, nach Umbau des Rückspiegels, für mich fahrbar. Wenn sich schwere LKWs an engen Stellen von hinten nähern, flüchte ich nach links ins Grüne. Hoffentlich setzt sich mein Fluchtinstinkt nach rechts nicht irgendwann im falschen Moment durch.
Auf den sehr steilen Nebenstrecken werden die Kuppen der Hügel vorübergehend zur “Hohen Acht”.

Seen und baumlose Berge bestimmen das Landschaftsbild, ich nähere mich der Atlantikküste. Passend dazu gibt es leichten weichen Regen, unbedrohliche übermäßige Feuchtigkeit.

4. Tag, 30.7: Sligo – Ballina, 85km, 790Hm

Die heutige Strecke ist das Ergebnis hybrider Navigation. Eigentlich könnte ich ab Sligo dem EV1 entlag der Küste folgen. Nach der Streckenführung des EV1 zu urteilen sind aber Zweifel angebracht, ob dieser jemals von Radfahrern befahren wurde. Ich suche mir ein paar erwartbar schöne Abschnitte des EV1 heraus, kombiniere diese mit ruhigen Nebenstrassen und ein paar Übergangsstücken auf Hauptverkehrsstrassen. Es gibt genügend Optionen.

Besonders schön ist die Fahrt über einen kleinen Bergpass entlang des Owenbeg Rivers und die sich anschließende Abfahrt mit Blick auf den Atlantik.

5. Tag, 31.7: Ballina – Kilcommon, 69km, 710Hm

In meinem B&B Quartier in Ballina fehlt es so vollständig an Professionalität, dass es mich berührt und beeindruckt. Dafür lerne ich etwas über Irland, dessen Verhältnis zu England, die verschiedenen Krisen, den aktuellen Wohlstand und die verständliche Sorge eines kleinen Landes an der Peripherie vor der Dominanz der EU. Das mir aufgenötigte Versprechen einer Bewertung auf Booking.com werde ich sicher nicht einlösen.

Mein gestriges Urteil über den EV1 muss ich zum Teil revidieren. Ich treffe einige Radfahrer auf den Abschnitten direkt am Atlantik. Gelegentliche Wohnmobile und Motorräder sind ein Zeichen, dass ich dem eher spektakulären Teil der Tour näher komme.

6. Tag, 1.8: Kilcommon – Belmullet – Kilcommon, 37km, 380Hm

Die Kilcommon Lodge ist schön gelegen, schön eingerichtet und wird sehr freundlich geführt. Auf den letzten 30km-40km hatte ich gestern keinen Lebensmittel Laden mehr gefunden und kam dort nur noch mit einer Tüte Erdnüsse an. Die Wirtin gab mir eine Packung Nudeln für die Selbstkoch Küche und der Abend war gerettet.

Weil es hier so schön und komfortabel ist, verlängere ich meinen Aufenthalt um einen Tag.

Bei Wind und Regen fahre ich nach Belmullet, esse ein Eis, mache Fotos, hole den Einkauf von gestern nach, sehe mir mögliche Einsetzstellen für Ruderboote an und habe einen entspannten Tag in schöner Umgebung.

7. Tag, 2.8: Kilcommon – Newport, 67km, 750Hm

In der Nacht und am Morgen weht und regnet es heftig. Um 11Uhr setze ich mich bei strömendem Regen aufs Rad und erwarte, dass der Regen, wie vorhergesagt, in wenigen Minuten enden wird. Als um 12Uhr in Bangor Erris der Regen tatsächlich endet, bin ich bis auf die Knochen durchgeweicht, schütte unter Kommentaren das Wasser aus den Schuhen und trinke einen Kaffee.

Bis zum Wild Nephin Nationalpark fahre ich auf der gut befahrenen N59. Diese ist zwar landschaftlich schön, aber das bergauf und bergab Fahren auf dem linken Begrenzungsstreifen und der dauernde Blick in den Spiegel sind anstrengend.

Die anschließende Fahrt durch die karge Ebene und auf dem sehr ruhigen Nephin Drive durch eine eindrucksvolle Berglandschaft sind der Lohn der Mühen.

In Newport findet ein Strassenfestival statt, das ist gut. Es ist “Summer Bank Holiday” und Unterkünfte sind knapp, das ist schlecht für mich.

8. Tag, 3.8: Newport – Clonbur, 63km, 920Hm

Ludwig Wittgenstein war immer wieder in Irland und hat Ende der 40er Jahre in Rosroe, Connamara einige Zeit in Abgeschiedenheit verbracht. 2015 wurde diese Zeit in einem Hörspiel vom Irischen Rundfunk nachempfunden. Sein damaliges Quartier ist jetzt ein Hostel und an diesem Wochenende voll belegt.

Statt westlich dem EV1 und dem “Wild Atlantic Way” in die Nähe von Rosroe zu folgen, lege ich meine Strecke durch Connamara östlich auf Nebenstrassen über die Berge. Die Anstiege bewältige ich mit Geduld. Die Abfahrten bremse ich aus Angst vor unkontrollierten Reaktionen schreckhafter Schafen vorsichtig runter.

Demütig werde ich, als ich allein inmitten von viel Landschaft einen ersten freien Blick auf die gesamte noch zu querende Bergkette bekomme. Ein Panoramabild kann diesen Moment nicht angemessen wiedergeben.

9. Tag, 4.8: Clonbur – Galway, 58km, 550Hm

Das Beste was sich heute über das Radfahren notieren lässt ist, dass das Rad keinen Schaden hatte. Überhaupt bin ich noch immer sehr zufrieden mit dem Rad. Der Rest: Dauerregen; Wind von vorn; enge gefährliche Strassen mit viel Verkehr; Nebenstrassen, die sich als Privatstrassen herausstellen usw.

Zum Glück gibt es die CENTRA-Märkte. In deren Sitzecke kann ich trocken sitzen, einen Kaffee trinken, Schokolade und Sandwich essen, die Strecke neu planen und mich von älteren Damen bedauern lassen.

10. Tag, 5.8: Galway – Inishmore – Galway, Ruhetag

Trotz Ruhetag und Regen mache ich mich ohne Rad zeitig auf den Weg zu der Fähre zu den Aran Inseln. Die Fahrt nach Inishmore dauert knapp zwei Stunden, die Fähre muß wegen heftigen Wellengangs zwischendurch die Geschwindigkeit reduzieren. Auf der Insel angekommen ist alles vergessen, die Sonne scheint und die meisten Tagesgäste mieten sich ein Fahrrad. Weil für mich Radfahren heute keine Option ist, laufe ich auf die Westseite der Insel zu den Klippen.

360 Grad Panorama – Klippen vom Black Fort

Auf dem Rückweg zum Fähranleger entdecke ich am Strand von Kilronan eine leider schwer lesbare Steintafel, die an die Landung der Ruderer Ridgeway & Blyth 1966 mit ihrem Boot “English Rose III” an offenbar dieser Stelle erinnert.

Die beiden waren für damalige Verhältnisse schlecht vorbereitet von Westen nach Osten in 92 Tagen über den Atlantik gerudert und hatten nur mit Glück überlebt. An diesem Tag ihrer Landung kamen die beiden Ruderer Johnstone & Hoare, die die Strecke wenige Tage vor Ridgeway & Blyth mit dem Boot “Puffin” in Angriff genommen hatten, in einem schweren Sturm ums Leben.

Ich habe die Bücher “A Fighting Chance” von Ridgeway & Blyth und “The Penance Way”, das die Fahrt der “Puffin” anhand der im Boot aufgefundenenen Tagebuch Aufzeichnungen von Johnstone nachvollzieht, nach wenigen Seiten weggelegt. Mich haben der extreme Ehrgeiz und die Heldenattitüde dieser Männer und ihr gefeierter Leichtsinn abgestossen. Ich betrachte die geglückte Überfahrt – es war damals nicht die erste dokumentierte Atlantiküberquerung im Ruderboot – sowohl als glückliche sportliche Leistung wie auch als misslungenen Selbstmordversuch.

11. Tag, 6.8: Galway – Corofin, 67km, 570Hm

Kräftiger Westwind lässt mich die ersten Kilometer schnell vorankommen. Die Autofahrer fahren so rücksichs- und gedankenlos wie in Apulien und auch auf den sehr kleinen Nebenstrassen kann ich nicht mit Gnade rechnen. Es gibt aber auch unerwartet einzelne rücksichtsvolle Fahrerinnen oder Fahrer.

Kurz vor dem heutigen Tagesziel fahre ich durch den “Burren National Park”, eine ganz eigenartige, fast nur aus Steinen bestehende (Mond-)Landschaft.

12. Tag, 7.8: Corofin – Glin, 68km, 900Hm

Die Übernachtung in dem B&B in der Nähe von Corofin war wieder besonders. Ich hatte am Abend etwas Zeit und Spürsinn gebraucht um das Haus zu finden und mich dann lange mit den Gastgebern unterhalten. Mit grossem Interesse höre ich, wie andere Menschen meines Alters sich unter anderen Randbedingungen in der Welt zurechtgefunden haben.

Meine Standardfrage lautet: “Wem habt Ihr (you) beim Fussball EM-Finale die Daumen gedrückt? Spanien oder England?” Bisher habe ich hier niemanden getroffen, der den Engländern den Sieg gewünscht hat. Es überrascht mich, dass die Verletzungen so tief liegen.

Das Radfahren ist mühsam. 900 Höhenmeter allein auf den 50km bis zur Fähre, Regen, Gegenwind, rauher Rauhasphalt mit Schlaglöchern und Dornenbüsche dicht am Straßenrand sind keine Gründe zum Verzweifeln, aber Zweifel kommen gelegentlich auf.

Die Fährfahrt über den Shannon von Killimet nach Tarbert ist eine willkommene Pause.

13. Tag, 8.8: Glin – Limerick, 55km, 450Hm

    Radler
    Nach Irland kam ein Radler vom Land,
    der Irland schön zum Radeln fand.
    Er kam der Schönheit wegen
    und fuhr durch Wind und Regen,
    der durchnässte Radler vom Land.
    Es war ein Radler aus Grossefehn,
    der mochte Fahren mehr als Gehn.
    Doch weil ihm die Pedale bricht,
    funktioniert es mit dem Fahren nicht,
    für den armen Radler aus Grossefehn.
    Es dachte ein Radler aus Gifhorn,
    sein Ziel sei schon da vorn.
    Keine Karte dabei
    fährt am Ziel er vorbei,
    der verirrte Radler aus Gifhorn.
    Es fand ein Radler aus Aurich
    das Fahren mit Motor traurig.
    Es steigt aufs Rennrad lieber
    und stärkt die Lunge wieder,
    der alte Radler aus Aurich.
    Es war mal ein Radler aus Warstein,
    das wollte gerne ein Guinness sein.
    Darauf, zu seinem eignen Wohl,
    entzog man ihm den Alkohol,
    dem alkoholfreien Radler aus Warstein.
    A Radler from Jever,
    won’t use a bike ever,
    as it lacks
    the legs
    to be a cyclist from Jever.
    Once a cyclist in Galway
    was eating the soup of the day.
    He didn’t regret
    to have it with brown bread,
    the hungry cyclist in Galway.
    There was a cyclist in Limerick
    who has fallen into a poetry tick.
    While cycling
    he continued rhyming
    stupid verses formed as Limerick.

14. Tag, 9.8: Limerick – Nenagh, 49km, 460Hm

Heute ist ein völlig entspannter Tag und wahrscheinlich der erste Tag seit Beginn der Tour ganz ohne Regen: kurze Strecke, relativ wenig Steigungen, Rückenwind, ziemlich vernünftige (Rad)Wege und Strassen und dazu Sonnenschein.

Ich fahre ein wenig am Shannon entlang, vorbei an satt grünen Weiden durch eine leicht hügelige Landschaft. Das hatte sich vor zwei Tagen alles noch ganz anders angefühlt. Ich lasse mir Zeit und geniesse das schöne Wetter.

Weil es hier so lange so nass war, konnte bis heute der Rasen nicht gemäht werden. Heute wird das hier überall nachgeholt. In Gifhorn hat mein liebster Rasenmähbeauftragter schon gestern den Rasen gemäht.

15. Tag, 10.8: Nenagh – Birr, 43km, 440Hm

Das Wetter ist gut und ich trödel herum. Zuerst mache ich einen kleinen Abstecher nach Cloughjordan für etwas Sightseeing und ein zweites Frühstück und fahre dann weiter nach Birr und vertreibe mir dort die Zeit.

360 Grad Panorama – Middle Country Café

Weil es hier am Wochenende so ganz entspannt und solide provinziell abläuft, fühle ich mich an Ostfriesland erinnert. Die Häuser und Gärten sind gepflegt und Menschen gehen ihren Hobbys nach. Ich verpasse ein Seifenkistenrennen, sehe einen Dampfwagen durch die Strasse tuckern und finde im Hangar des Birr Airfield mein ehemaliges Traumflugzeug. Es ist eine Lambada UFM 11, für die es in Deutschland niemals eine Zulassung geben wird.

16. Tag, 11.8: Birr – Killenard, 75km, 440Hm

Das Radfahren ist heute einfach. Ich wundere mich allerdings, als ich aus Birr herausfahre, dass soviel Autos ebenfalls in meine Richtung fahren, während in der Gegenrichtung praktisch kein Verkehr ist. Relativ bald staut es sich und ich fahre – rechts – an der Fahrzeugkolonne vorbei. An Einmündungen regelt die Polizei aufeinander treffende Fahrzeugkolonnen. Halb Irland ist an diesem Sonntag Vormittag auf dem Weg zur “Tullamore Show”, einer Landwirtschaftsausstellung. In dem Durcheinander übersehe ich eine Abzweigung und darf ein paar Kilometer zusätzlich fahren. Ansonsten: keine besonderen Vorkommnisse, ich bin im Heimfahrt-Modus.

17. Tag, 12.8: Killenard – Naas, 49km, 230Hm

Die meiste Zeit fahre ich heute am “Grand Canal” entlang. Der “Grand Canal” wurde wie der “Royal Canal” um 1800 herum gebaut. Beide Kanäle verbinden Dublin mit dem Gewässersystem des Shannon ohne besonders grossen Abstand voneinander zu haben. Der “Grand Canal” erscheint mir etwas besser unterhalten zu sein, schiffbar sollen aber beide Kanäle sein.

360 Grad Panorama – Schleuse 17 am Grand Canal

Das Radfahren ist sehr angenehm, trotzdem lege ich bei Schleuse 17 eine längere Mittagspause ein, auch um nicht zu früh in Naas anzukommen.

18. Tag, 13.8: Naas – Dublin, 37km, 130Hm

Der letzte Tag beginnt noch einmal mit Regen und, während eines etwas heftigeren Schauers, mit einer Pause unter einer Kanalbrücke. Dann wird die kurze Fahrt entlang des Grand Canal aber doch noch ganz schön.

Vor Dublin gibt es eine kleine Hausboot Kolonie. Auf den letzten 10-15km bis Dublin hinein wird aus dem ohnehin schon sehr ordentlichen Schotterweg ein “Greenway”, ein luxuriöser breiter asphaltierter Radweg mit Überwachungskameras, Sitzbänken und engen Fahrradschleusen.

Am Empfang des Studentenwohnheims, in dem ich schon bei meiner Ankunft übernachtet hatte, werde ich freundlich begrüßt und ausführlich zu meiner Radtour befragt. Ich bekomme die zwischengelagerte Fahrrad Packtasche zurück und ein für das Rad und mich günstig gelegenes Zimmer zugewiesen. Um das Einpacken des Bianchi werde ich mich morgen kümmern.

Bilanz, Technik und Streckenübersicht

Die Radtour begann am 27.7.2024 in Dublin und endete dort auch nach 18 Tagen. An 17 Tagen bin ich 1060km mit dem Rad gefahren, das sind im Durchschnitt vermutlich weniger Tageskilometer als bei vorherigen Fahrten. (Irland.kml)

Ich habe in B&Bs, häufig als einziger Gast in Privathäusern, und mehrfach in Studentenwohnheimen übernachtet. Diesmal war eine spontane Zimmersuche während des Tages nicht möglich. Zum einen fehlte mir Zelt & Schlafsack als mögliche Reserveoption, zum anderen waren halbwegs günstige B&Bs selten und ich habe mehrfach meine Streckenplanung deutlich den verfügbaren Übernachtungsmöglichkeiten anpassen müssen. An den Wochenenden habe ich mir einige Male eine Übernachtung in einer Bushaltestelle ausgemalt.

Meine Ernährung bestand aus Sandwiches, Sausage Rolls, Scones, Pizzen, Tagessuppen, Nüssen, Süßkram und, wenn angeboten, Irish Breakfast.

Nach Aussage von hier in Irland lebenden Menschen war das Wetter ungewöhnlich “herbstlich” für die Jahreszeit.

Die Schäden an meinem Rad beschränken sich hauptsächlich auf Lackschäden, die während des Fluges und bei einem Umfallen des Rades entstanden sind. Die günstige 20€ Transporttasche für das Rad werde ich wahrscheinlich in Gifhorn wegwerfen können. Schon nach dem ersten Flug hatte sie Löcher und an ihrem Boden sammeln sich die “Celeste” farbigen Lacksplitter. Als ich am vorletzten Tag eine gelockerte Speiche am Hinterrad entdecke, gerate ich fast in Panik.

Ähnliche Panik erfasst mich, wenn ich einen schweren LKW von hinten kommend nur erahne. Irland liegt radfahrtechnisch auf etwa gleich niedrigem Niveau wie Schottland, aber immerhin deutlich vor England. Der Wille zu einer Verbesserung ist in den Zentren erkennbar. Häufig erscheint diese Veränderung aber, wie so oft, eher durch Proklamation als durch soliden Tiefbau angestrebt zu werden.

Das Radfahren auf Hauptstrassen ist unangenehm, weil es wegen der Hecken häufig keinen seitlichen Freiraum an den Strassen gibt und eng überholt wird. In meinen schlechten Träumen bleibe ich zurerst links an einem Dornenstrauch hängen um dann im nächsten Moment zwischen einer Steinmauer und einem vierachsigen schweren LKW wahlweise zerquetscht oder überfahren zu werden. In Irland gilt ein Mindestabstand zu Radfahrern von 1,50m ausserorts und 1,00m innerorts, das ist jeweils 0,50m weniger als in Deutschland. Aber wie in Deutschland und anderen Ländern auch, halten sich nur gutmütige PKW-Fahranfänger an diese Regeln, LKW-Fahrer grundsätzlich nicht.

Auf den Hauptstrassen habe ich mir das Fahren mit blinkendem rotem Rücklicht angewöhnt und achte inzwischen auch sorgfältig darauf, dass morgens bei Abfahrt nicht nur Handy und Navi, sondern auch das Rücklicht vollständig geladen ist.

Für die Navigation hat sich auch diesmal wieder eine Kombination von bekannten empfohlenen Radrouten, der Routing Software “Cycle.Travel” und dem Garmin eigenen Routing bewährt. Die jeweils beste Strategie ist leider von Land zu Land verschieden, weil Strassenklassifizierungen und Strassenverhältnisse unterschiedlich sind.