Die Nacht im Zelt ist trotz einsetzenden Regens und einiger Windböen gemütlich. Ungemütlich wird es durch den Regen erst beim Frühstücken, Zeltabbauen und Beladen des Rads.
Bei allen Widrigkeiten ist zumindest der Radweg relativ neu und fast durchgängig. Nur an wenigen Stellen muss ich auf der vielbefahrenen Hauptstrasse fahren.
Weil Wetterbericht und Himmel erstmal keine Besserung erwarten lassen fahre ich nur bis Oban, nehme dort ein Zimmer und trockne mich und meine Sachen.
Oban ist ein hübscher kleiner Ort und Ausgangspunkt vieler Fährverbindungen zu den Hebriden. Die vielen Restaurants werden von entsprechend vielen Touristen genutzt. Deutsch ist neben Englisch eine häufig gesprochene Sprache.
Ein Artikel in ZON und eine Erfahrung der letzten Tage bestätigt mich in der Überzeugung, dass menschliche Gehirne entgegen allen Hoffnungen utilitaristisch erscheinende sehr komplexe “Syntaktische Entscheidungsmaschinen” sind.
Auf einer einspurigen Strasse nähere ich mich mit dem Rad einer Ausweichstelle. Eine mir entgegenkommende vorsichtig fahrende Autofahrerin sieht mich und hält in der Ausweichstelle an. Bevor ich die Ausweichstelle erreiche überholt mich ein Motorradfahrer und passiert das wartende Auto. Die nette Autofahrerin fährt wieder an und passiert mich knapp ausserhalb der Ausweichstelle. Ihr Warten galt dem Motorradfahrer, nicht dem Radfahrer.
Was anderes als eine unbewusste Nutzenabwägung kann den Unterschied im Verhalten erklären, wenn man nicht “bösen Willen” bemühen möchte?
Wie hätte sich ein autonom fahrendes Auto verhalten und unter welchen Bedingungen wären wir bereit diesem ein ethisches Verhalten zuzugestehen? Ich vermute im Moment, dass ausschliesslich Komplexität und Ähnlichkeit der “Syntaktischen Entscheidungsmaschinen” unsere Intuition über “ethische” oder “menschliche” Qualität bestimmen. Ein Thema zur weiteren Behandlung, wenn ich wieder zuhause bin.