Morgens fahre ich mit der Fähre über die Westerschelde (Vlissingen – Breskens), abends über den Ärmelkanal (Calais-Dover). Dazwischen liegt eine an Gegensätzen reiche Strecke.
Der Niederländische Abschnitt führt mich auf einem wunderschönen Panoramaweg durch Dünenlandschaften entlang der Küste. Ich bin völlig begeistert und geniesse.
Der Belgische Abschnitt durch Flandern führt mich haupsächlich an Kanälen entlang. Die für Belgien charakteristischen Wohnsilos an der Küste sind in der Entfernung zu sehen. Das leichte Fahren auf den immer noch vorhandenen Radwegen macht meistens Spass.
Der Französische Abschnitt über Dünkirchen ist grauenhaft. Es existiert praktisch keine Radwege Infrastruktur. Die Autofahrer sind rücksichtslos. Ich setze meinen neongelben Radfahrhelm auf und versuche diesen Abschnitt zu überleben und so schnell wie möglich hinter mich zu bringen.
Calais ist schliesslich der Tiefpunkt des Tages: in der Zufahrt zum Fähranleger fahre ich etliche Kilometer an hohen Zäunen mit Stacheldrahtkronen vorbei. Auf den Strassen sind Gruppen junger dunkelhäutiger Männer. Ich fühle mich unsicher und bemühe mich schnell auf die Fähre nach Dover zu gelangen.
Ich bin überrascht, dass ich an nur einem einzigen Tag so unterschiedliche Landschaften, mit so unterschiedlichen Strukturen und vermutlich auch so unterschiedlichen menschlichen Charakteren durchfahren konnte. Jetzt bin ich auf England gespannt!