Für ein verlängertes Wochenende zum Beginn der Schulferien bin ich mit meiner Schwester und ihrer Tochter zu einer Ausfahrt auf Schlei und Ostsee verabredet. Ihre Ruderpraxis ist einige Jahrzehnte her bzw. nicht vorhanden. Southern Cross wird diesmal als Ausbildungsboot fürs Rudern dienen.
Bei Windstärke 3-4 aus O-SO rudern wir am Samstag zunächst kraftvoll und zügig bis Schleimünde. In der Einfahrt steht die Strömung gegen den Wind und wir mühen uns durch kabbeliges Wasser hinaus auf die Ostsee. Nach dem Steuerfrauenwechsel wollen wir eine Stunde gegen den Wind fahren. Der Autopilot wird auf Kompasskurs 110° eingestellt. Bei einem Seegang von 0,5m macht unsere Anfängerin die ersten Ruderversuche: Vorrollen – Drehen – Setzen – Durchziehen – Ausheben – Drehen – usw. (in jeder Hand einen Riemen statt eines leichten Skulls…) Anders als in einem klassischen Anfängerboot ist das Rollen/Wackeln des Bootes heute nicht zu vermeiden. Zum Glück haben die Skulls wegen des großen Dollenabstands keinen Übergriff: es besteht keine Gefahr sich in den Wellen die Daumen zu klemmen.
Die erste Übungsstunde unter verschärften Bedingungen endet nach gut 3 Kilometern und wir werden in der anschließenden Pause etwa einen Kilometer in Richtung NW zurück getrieben. Später wird mir bestätigt, daß es außer dem Ostwind noch eine Strömung in Richtung Norden entlang der Küste gegeben hat, die den von mir nicht erwarteten Versatz nach Norden erklärt.
Mit Rückenwind, Autopilot und hinreichend Vorhalt geht es zügig zurück nach Schleimünde, durch das Kabbelwasser, zurück in die ruhige Schlei und in den Hafen von Maasholm.
Am folgenden Tag stehen SUP-Paddeln, Surfen und Bootsbasteln auf dem Programm. Die Steuerung des Autopiloten durch den GPS-Plotter gelingt noch nicht und wird zum Arbeitspunkt für den Winter. Während des Tages teste ich den Windgenerator, der erst bei Windstärke 4 gerade beginnt sich zu drehen. Eine Änderung von Turbine oder Generator wird der nächste Punkt auf der Arbeitsliste. Zum ersten Mal übernachte ich auf Southern Cross und lerne dabei wie wichtig die ausreichende Belüftung der kleinen Kabine ist.Bevor das Boot am Montag wieder auf den Trailer gezogen und in der Scheune untergestellt wird rudern wir noch eine kleine Runde in Richtung Kappeln. Die Blasen an den Händen vom Samstag sind mit Pflaster geschützt und unsere Ruderanfängerin erlebt zum ersten Mal das Rudern auf glattem Wasser. Eine kurze Wettfahrt gegen zwei Seekajaks endet ohne Entscheidung. Mir scheint, daß bei ruhigen Bedingungen der Geschwindigkeitsunterschied gering ist. Langsam bekomme ich ein erstes Gefühl der Möglichkeiten und Grenzen von “Southern Cross”.