Die Fahrt beginnt mit einem langen mühsamen Anstieg, die Strasse ist noch nass vom Regen am Morgen, der Himmel bedeckt und zu allem Überfluss muss ich noch an der hinteren Bremse basteln. Obwohl ich jede Menge Gründe für schlechte Laune habe, geht es mir gut.
Gegen Mittag ist der Anstieg geschafft, der Himmel ist blau und vor mir zeigt sich auf 300m – 400m Höhe eine atemberaubende offene Landschaft. Es muß das Wissen um diese kommenden unbekannten “Belohnungen” sein, die mir die manchmal unangenehmen Phasen leichter werden lassen.
Mein Radreiseführer geht auf diese Landschaft nicht näher ein. In den Parkbuchten stehen keine Wohnmobile mit Menschen die die Landschaft fotografieren. Für die Meisten scheint diese Strecke nur ein anderes lästiges eintöniges Stück Straße auf dem Weg zum “wirklich sehenswerten” Nordkapp zu sein. Für mich ist es eine der schönsten Etappen der ganzen Tour. Es ist “Raumgreifendes Radfahren” – wie Segelfliegen – nur tiefer.
Ich erwarte jetzt die Langstrecken-Nordkapp-Radfahrer zu treffen. Zwar treffe ich jetzt häufiger Radfahrer und spreche mit einigen von ihnen (zwei Schweizer mit Rennrädern und Rucksäcken, zwei Belgier mit Tandem und Anhänger, zwei Schweden), diese sind aber in Tromsø gestartet oder fahren andere kürzere Strecken. Statt dessen sehe ich aber andere Nordkapp-Exoten: ein Treckerfahrer mit Wohnwagen aus Dänemark und ein Mofafahrer mit Kinderanhänger aus Udevalla – bin gespannt was ich morgen noch zu sehen kriegen werde.