Als ich aus Santiago de Compostela in Richtung Osten herausfahre kommt mir ein Strom von Wanderern (geschätzt 2Wanderer pro 100m, bei 6km/Std. sind das 120Wanderer/Std. oder 600Wanderer/5Std.) unter Regencapes an der Hauptstrasse entgegen. Am frühen Nachmittag hört der Regen auf und ich verlasse die Caminho Hauptstrecke nördlich in Richtung Lugo. Kleine gute Strassen, kleine Dörfer, kleine Landwirtschaften, wenig Verkehr, grüne Wiesen mit Steinmäuerchen eingefasst, Wälder und … viele Hügel. Galizien ist schön, eine solche Landschaft habe ich nicht in Spanien vermutet.
Hinter Lugo fahre ich neben der Autobahn auf der “N-VI”, die mich bis Ponferrada bringen soll. Die Strasse ist kaum befahren, in gutem Zustand und ideal zum Radfahren. Irgendwo in einem Hotel an der Strasse vor dem Anstieg zum 1099m-Pass bei Pedrafit übernachte ich.
Widerwillig beginne ich heute mit den Anstiegen, werde aber durch wunderschöne Landschaften und hübsche kleine Orte entlohnt.
Mit Überqueren des Passes habe ich Galizien verlassen und befinde mich in Kastilien. Das Landschaftsbild ist schlagartig anders, die Vegetation ist weniger üppig als vorher.
Am Abend bleibt noch Zeit für einen Rundgang durch die Altstadt von Ponferrada und für einen Blick auf die alte Burg.
Die beiden letzten Tage hatten viele Höhenmeter. Mein Radreiseführer für den Jakobsweg unterteilt die Strecke Ponferrada-Santiago daher in drei schwere Tagesetappen. Ich habe etwas an meiner Bergfahrtechnik gefeilt (u.a. den Sattel nochmal leicht verstellt) um ausdauernder lange Anstiege fahren zu können. Neidisch habe ich den Rennradfahrern mit ihren 7kg-Rädern hinterhergesehen und über ein leichteres Rad (vor allem ohne schwere Hydraulikbremsen!) nachgedacht.