In diesem Jahr plane ich wieder eine längere Radreise und möchte mich früh im Jahr an das Fahren längerer Strecken gewöhnen. Mit meinem Sohn fahre ich mit dem Auto für ein paar Tage nach Sardinien – in der Hoffnung auf angenehme Temperaturen, wenig Regen, wenig Strassenverkehr und schöne Landschaften.
Wie erwartet sind zu dieser Jahreszeit kaum Touristen auf der Insel. Bis auf Ausnahmen sind Hotels, Campingplätze und Restaurants geschlossen. Wir bauen unser Lager im Süden der Insel in der Nähe von Muravera (Porto Corallo) auf. An drei Tagen fahren wir von dort in Richtung Norden (Marcialis), Süden (Villasimius) und Westen (Ballao).
Während der Sohn die Herausforderung sucht und einige Kilometer zusätzlich herunterspult, bin ich mit Zipperlein, Kondition und Fahrtechnik beschäftigt.
Mir misslingt ein Sprung – welche Anmassung – über die Ausgleichsfuge einer langen Brücke, gerate mit dem Hinterrad zwischen die Stahlfinger der Ausgleichsfuge und muss danach den Schlauch vom Hinterrad wechseln. (wenigstens das funktioniert noch)
Auch auf unbeleuchtete Tunnel sind wir nicht vorbereitet und wir probieren unterschiedliche Strategien um diese zu überleben. Am dritten Tag stellt sich auf kurzen Abschnitten das “richtige Gefühl” für das Rennradfahren wieder ein.
An den folgenden Tagen muss ich ohne Schrittmacher auskommen um mein vorsichtig gestecktes Ziel von 500km zu erreichen. Ausgehend von meinem neuen Standort in Teulada fahre ich die wunderschöne aber anstrengende Küstenstrasse am “Golfo di Teulada” entlang. In der Saison schieben sich auf dieser prominenten Strasse die schwäbischen Motorradfahrer, Wohnmobile und die gerade aktuellen Presse- /Vorstellungsfahrzeugen der europäischen Fahrzeughersteller entlang. Es geht nicht anders…
Ich fahre zur Isola di Sant’ Antioco, sehe mir dort die kleine Hafenstadt Calasetta an und warte in der Bar am Hafen einen Regenschauer ab. Nach dem Regenschauer nimmt der Wind aus Norden zu und bei der Rückfahrt über die schmale Landbrücke zur Hauptinsel mache ich unmittelbare Bekanntschaft mit dem Mistral.
Die in dieser Jahreszeit schon frühlingshafte Insel ist einfach schön und gegen den gelegentlichen Regen und die niedrigen Temperaturen kann ich mich inzwischen mit moderner Funktionskleidung gut schützen. Die Ruhe der Nebensaison in den Ortschaften und auf den Strassen war die lange Anfahrt wert.