Im Anschluss an ein paar Tage in München nutze ich die Gelegenheit für eine Wanderung in den Bergen. Mein ursprünglicher Plan ist, am Nachmittag von Mittenwald zur Mittenwalder Hütte zu laufen, am nächsten Tag zum Karwendel Kamm zu gehen und mit der Karwendebahn zurück nach Mittenwald zu fahren.
Auf der Mittenwalder Hütte bin ich einziger Übernachtungsgast. Der Hüttenwirt rät mir wegen Eis und Schnee davon ab ohne besondere Ausrüstung (Steigeisen) den Weg zum Karwendel Kamm zu gehen. Er schlägt als Alternative aber eine Wanderung zur Brunnsteinspitze vor – dort sei der Weg weniger vereist.
Am nächsten Morgen gehe ich bis zum „Leiterstieg“ hinunter und erreiche gegen Mittag die Brunnstein Hütte auf etwa gleicher Höhe wie die Mittenwalder Hütte.
Meine „Erbsensuppe mit Würstl“ kotze ich beinahe auf den Rucksack eines offensichtlichen VW-Kollegen. Dieser Prototyp eines Unsympath bringt es fertig alle Hüttengäste über die Details seiner Dienstwagenberechtigung zu informieren – verbunden mit Protzerei und Besserwisserei. Der Mann passt in mein Bild und es ist mir peinlich dem gleichen Verein anzugehören.
Die Strecke zur Brunnsteinspitze wird als schwierig beschrieben und soll Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordern. Ich bin vorgewarnt als die Strecke schwieriger wird. Mit Konzentration und vielen kurzen Pausen gelange ich bis zur Rotwandlspitze auf 2190m Höhe. Den Weg auf dem Grat rüber zur etwas niedrigeren Brunnsteinspitze mit Gipfelkreuz erspare ich mir. Ich kann die Unfall-Phantasien nicht unterdrücken. Trotzdem bietet sich eine atemberaubende Aussicht – so atemberaubed, dass ich das Foto von Rotwandlspitze und Brunnsteinspitze erst vom Tal aus mache.
Der Abstieg erfordert wieder – besonders im oberen Bereich – Konzentration und ich bin erleichtert als ich bei der Brunnstein Hütte ankomme.
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Kurz vor Sonnenuntergang erreiche ich mein Auto an der Talstation der Karwendelbahn. Ein langer, kondititionell und technisch für mich anspruchsvoller besonderer Wandertag ist zu Ende.
Nach der ersten Fahrt im Wattenmeer mit dem neuen Boot möchte ich noch eine kleine mehrtägige Wanderfahrt unternehmen bevor der Sommer zu Ende geht.
Ich rudere von Aurich zum Grossen Meer und vergesse mal wieder das GPS-Tracking einzuschalten. Das Umtragen am Mittelhaus vom Ems-Jade-Kanal in die Westerender-Ehe mit dem schweren Boot ist mühsam. Das Rudern in dem kleinen kurvenreichen Tief um das Südermeer herum ist dafür einfacher als gedacht – das kurze Boot lässt sich leicht und genau durch die vielen Windungen steuern.
Am nächsten Tag fahre ich nach Greetsiel, esse eine Portion „Fish&Chips“ und ärgere mich über die vielen Touristen. Durch das schmale „Neue Greetsieler Sieltief“ vorbei an hunderten Windrädern rudere ich am Nachmittag über Hinte zum Emder Ruderverein. Das ungewohnte Bootskonzept wird begutachtet und ich bekomme freundliche Unterstützung beim Herausheben und Lagern des Bootes für die Nacht.
Nach Schleusung in der Emder Kesselschleuse geht es über den Ems-Seitenkanal bis Oldersum wo ich die Schleuse zur Ems bei (Ems)-Hochwasser erreiche. Eine Weiterfahrt in Richtung Leer ist nicht mehr möglich und ich übernachte in der Nähe der „Paddel & Pedal Station“ in Rorichum.
Der Wetterbericht kündigt kräftigen Wind, starken Regen und Hagel an. Früh morgens zu (Ems)-Niedrigwasser liege ich binnen vor der Oldersumer Schleuse, sehe mir den letzten Wetterbericht an und entscheide mich nach etwas Bedenkzeit für „Ems fahren“. Der einsetzende Tidestrom unterstützt die Fahrt in Richtung Leer, ich geniesse die Weite des Flusses, spiele gelegentlich mit den Wellen, achte sorgsam auf die berüchtigten Reusen und erreiche die Mündung der Leda bevor der Wind weiter zunimmt.
Starker Westwind und der Tidenstrom treiben mich förmlich die Leda und Jümme bis Stickhausen hinauf. Noch vor dem Hochwasser erreiche ich die erste Schleuse im Nordgeorgsfehnkanal.
Mit einem Anruf bei dem „Ober-Schleusenwärter“ setze ich die Meldekette für alle sieben Schleusen bis Wiesmoor in Gang. Pausen gibt es jetzt nur noch in den Schleusen – immer verbunden mit einem kurzen Schnack mit dem/der jeweiligen „Unter-Schleusenwärter/in“. Nach einem langen und aussergewöhnlichen Rudertag (68km) baue ich schliesslich mein Zelt in Marcadsmoor auf.
Am nächsten Morgen suche ich per Regenradar eine Regenlücke für den Zeltabbau und fahre bei typisch ostfriesischem Wetter den vertrauten Ems-Jade-Kanal zurück bis zum Ruderverein Argo in Aurich.
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Es war eine schöne Tour mit Erinnerungen an frühere Fahrten. An der Ausrüstung muss ich noch arbeiten (insbesondere Slipprolle & Bootswagen) aber das Rudern unter den unterschiedlichen Bedingungen mit dem unkomplizierten Bootskonzept hat schon mal viel Spass gemacht.
Um die letzten Sommertage zu nutzen beschliessen Siegrid und ich eine entspannte Radtour nach Ostfriesland zu unternehmen. Anders als bei früheren Fahrten legen wir die Strecke nördlich um Bremen herum. Dabei fahren wir durch Orte, deren Namen uns zwar seit langem geläufig sind, die wir aber nie wirklich gesehen haben.
In Neuenkirchen erleben wir beim „Schnitzel Abend“ original Heide-Touristenglück der 70er Jahre. In Rothenburg sitzen wir in der Fussgängerzone neben einem echten „Udo“ (aus „Frühstück bei Stefanie“) und können uns danach nicht einigen, ob wir diese Erfahrung als Belustigung oder Belästigung verbuchen sollen. Später fahren wir an der – bis jetzt noch so benannten – „Lent-Kaserne“ vorbei. In Worpswede besuchen wir das Barkhuus von Heinrich Vogeler und eine Ausstellung zu Paula Modersohn-Becker. In Oldenburg essen wir germanisiert indisch und in Bad Zwischenahn hängen wir ein wenig an der Promenade herum.
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Die Nacht auf dem idyllischen Campingplatz auf Spiekeroog ist überwiegend ruhig. Wir geniessen am Vormittag die Sonne bis das Wasser um ca. 13 Uhr hinreichend weit aufgelaufen ist und wir in Richtung Langeoog/Accumersiel aufbrechen. Das Wetter ist gut, es gibt leichten Ostwind. Ich möchte soviel wie möglich vom Wattenmeer geniessen statt auf direktem Weg nach Neuharlingersiel zurückzufahren.
Nachdem das Seegatt Langeoog/Spiekeroog gequert ist, geht es mit nur wenig Wasser unter dem Kiel über den Wattrücken in das Wattfahrwasser in Richtung Bensersiel. Östlich der Mole von Bensersiel müssen wir gegen den Tidenstrom fahren. Ostwind und Tidenstrom stehen gegeneinander und erzeugen mässigen Wellengang, der aber beim Rudern (und Paddeln) etwas Aufmerksamkeit erfordert.
Das Boot läuft vollständig trocken. Selten bricht sich eine Welle an den Auslegern. Das Boot giert bei schräg von hinten kommenden Wellen, ist aber leicht auf Kurs zu halten. Ein einziges Mal wird das Heck überspült. Ich fühle mich in die Bewegungen des Boots ein und fühle mich sicher. Trotzdem bin ich froh, dass ich die Rettungsweste als zusätzliche Sicherheitsreserve trage.
Vor Bensersiel treffen wir einen Paddel/Ruder -Freund mit Segelboot und machen eine kleine multimodale Segel-Ruder-Paddelpause im Bensersieler Fahrwasser…
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In Accumersiel angekommen lassen wir uns nach Neuharlingersiel zurückbringen, holen unsere Autos nach und laden die Boote auf. „NOVECENTO“ wird vorübergehend in Aurich zwischen schnellen, schlanken, leichten aber völlig seeuntauglichen Rennbooten gelagert um dort auf weitere Touren zu warten.
Das Ruderboot „NOVECENTO“ gehört auf offenes Wasser – dafür wurde es konstruiert und gebaut. Nachdem mir die Ruderkollegen des Ruderverein „Argo“ in Aurich (in diesem Verein habe ich als Schüler das Rudern gelernt) bestätigt haben, dass ich das Boot in ihrem Bootshaus für einige Zeit lagern kann, verabrede ich mich mit einem Freund um mit seiner Hilfe die erste Salzwasserfahrt von NOVECENTO im Wattenmeer zu unternehmen.
Wir setzen ca. 3 Stunden vor Niedrigwasser das Ruderboot und das Seekajak im Hafen von Neuharlingersiel ein und fahren mit Tidestrom in Richtung Spiekeroog. Das Wasser ist ruhig und stellt noch keine besonderen Ansprüche an das Rudern. Das Rudern in der Weite des Wattenmeers ist ein tolles Erlebnis und viel zu schnell erreichen wir den Strand vor dem Campingplatz auf Spiekeroog.
Beim Abendessen werde ich von einem Kajakfahrer zu „NOVECENTO“ angesprochen und wir fachsimpeln eine Weile über Bootsbau und Bootskonzepte. Unter all den Seekajaks ist „NOVECENTO“ ein echter Exot.