Lissabon

Eigentlich hatte ich nicht mehr damit gerechnet heute Lissabon zu
erreichen.
Am Vormittag passiere ich den Monte Chaos bei dem Versuch die Innenstadt von Sines zu umfahren. Die Openstreetmap Daten sind offensichtlich ungenau, meine 1:200000 Karte ist es ebenfalls. Es wurden prachtvolle und kaum genutzte Autobahnen und Autobahnkreuze in die Landschaft zwischen Öllager und Industriezonen gebaut. Dabei wurden ursprüngliche Wege ohne Ersatz unterbrochen. Ich erlebe eine Querfeldein Tour zwischen Stacheldrahtzäunen, durch Maschendrahtzäune hindurch, vorbei an alten noch bewohnten Häusern vor denen Menschen ihren Acker bestellen, auf der Autobahn und durch eine Ziegenherde hindurch. Dabei folge ich nur zwei Grundsätzen: keine Autobahn direkt überqueren und nicht in gesicherte Industrieanlagen eindringen. Ich betrachte es als Training für eine mögliche spätere Radtour durch Indien.
Hinter Sines komme ich auf einer schönen neuen unbefahrenen Strasse, die parallel zu einer schönen neuen und ebenfalls unbefahrenen Autobahn verläuft, regulär und zügig voran.
Der landschaftlich schönste Abschnitt ist schliesslich die Strecke auf der Landzunge zwischen Atlantik und dem Rio Sado.

Bei der Überfahrt nach Setubal gehen ein paar Gedanken an den dortigen VW-Standort in Palmela – irgendwie hat es sich nie ergeben, dass ich diesen Standort hätte besuchen sollen. Nun ja…

Weil ich um 17Uhr in Setubal ankomme, beschliesse ich doch noch bis
Lissabon weiterzufahren. Es wird die erwartbare Quälerei. Sie beginnt mit einem heftigen Anstieg gefolgt von sehr dichtem Strassenverkehr, Staus an denen ich mich vorbei schlängel, Müdigkeit/Erschöpfung und einer weiteren Fährfahrt. Erst nach Sonnenuntergang beziehe ich ein Zimmer in Lissabon und bedauere, dass ich heute nicht mit Frau und Freunden eine gepflegte Radtour in Gifhorn unternommen habe.