Das Mögliche

Heute ist ein guter und arbeitsreicher Tag. Ich finde das Ladekabel für die Kamera zwischen den Lebensmitteln wieder, es regnet nur am Nachmittag und ich kann mit einer Pflasterbandage der linken Hand verhindern, daß die erste Blase aufplatzt.

Mit dem Cheftrainer vom Mühlberger Ruderverein hatte ich gestern noch Verschiedenes erörtert. Unter anderem die dringend notwendige Entwicklung eines elektrisch unterstützten Ruderbootes (Rowdelec), bei der wir uns bezüglich des Patents noch nicht einigen konnten. Außerdem empfahl er mir als nächste Station den Kanuclub Harmonia in Elster. Der sei zwar etwas weiter aber zwischen Torgau und Elster gäbe es sonst keine anderen guten Möglichkeiten.

Also starte ich etwas früher, mache meine Mittagspause und kleinere Besorgungen in der schönen Stadt Torgau und habe einen arbeitsreichen Rudernachmittag. Trotz Unterstützung durch die Strömung sind die 74 Kilometer im Moment die gerade noch mögliche Tagesdosis.
Die Gierseilfähren nerven, insbesondere wenn sie ohne Rücksicht auf Verluste zum anderen Ufer ablegen kurz bevor man den Festmachpunkt des Seils erreicht (ganz rechte grosse gelbe Tonne, Fahrt-/Strömungsrichtung auf dem Bild von rechts nach links). Heute zwingt mich die Fähre Pretsch im letzten Moment zu einem Wechsel der Flussseite – sowas kann auch mal daneben gehen.

Kein Regen in der Mittagspause

Während ich in der Mittagspause durch die Innenstadt von Riesa gehe regnet es nicht. Trotzdem herrscht Tristesse.
Die Elbe wird breiter, die Landschaft flacher und die Uferlandschaft eintöniger. Jetzt geht es beim Rudern nicht mehr zuerst um Aufmerksamkeit für Strömungen, Wellen, Brücken, Tonnen oder Fähren sondern um Geduld, Ausdauer und den angemessenen Umgang mit den kleinen Zipperlein.
Auf dem Gelände des Ruderverein Mühlberg treffen am Nachmittag nach und nach die Paddler und Radfahrer zum Zelten ein. Für kleines Geld gibt es eine gute Liegemöglichkeit für das Boot und die nötigen Campingeinrichtungen. Über Corona Risiken scheinen sich vor allem die Gäste Gedanken zu machen.

Blaues Wunder

Dresden ist sehenswert zu Land, vom Wasser und aus der Luft. Ich hatte mal die Gelegenheit über der Stadt in geringer Höhe mit einem Motorsegler an der Elbe entlangzufliegen, das war genial.Beim Blauen Wunder komme ich an dem Dresdner Drachenboot Verein vorbei. Vor einigen Jahre hatte ich mich genötigt gefühlt hier an einem Drachenboot Rennen teilzunehmen, die vermutlich schlimmste Art sich auf dem Wasser fortzubewegen.*
Heute bin ich froh zu rudern und die richtigen Brückenbögen und keine Tonnen zu treffen. Zum Glück sind kaum Schiffe unterwegs. Ich muß zwei stromauf fahrenden Binnenschiffen und einigen Raddampfern ausweichen.

* an dieser Stelle fällt mir auf, daß schon wieder das Assoziieren von Anekdoten wie bei der Radtour zur Donau anfängt. Wenn das so weitergeht muß ich die Tour wg. Langeweile beenden.

Elbe in der Sächsischen Schweiz

Die TID wurde abgesagt und ich werde im Lande bleiben und die Elbe von der Tschechischen Grenze aus abwärts rudern.
Vor vier Tagen hatte ich Boot und Ausrüstung nach Schmilka gebracht, war gestern mit Siegrid gemeinsam wieder hergefahren und habe heute das Boot bei Flusskilometer 4,6 eingesetzt.Trotz des breiten und sehr stabil liegenden Bootes muss ich mich auf den ersten Kilometern sehr auf das Rudern konzentrieren. Die Elbe fließt schnell in dem engen Tal, die Tonnen kommen schnell näher, das Wasser ist unruhig wie das Schraubenwasser eines Binnenschiffs und alle paar Kilometer ist auf Fährbetrieb zu achten.Hinter Bad Schandau wird die Strömung ruhiger, dafür erzeugt ein sehr kräftiger Wind, der gegen die Strömung steht, hohe kurze Wellen.

Ich bin einige Wochen nicht gerudert und erwartete zur Eingwöhnung die ersten 30km ruhig und entspannt rudern zu können. Am Bootssteg in Pirna angekommen bin ich geschafft und erwarte mit Demut die kommenden Tage.

Zwischenstand Southern Cross

Nach der ursprünglichen Planung sollte “Southern Cross” schon im letzten Jahr im August 2019 vom Bootsbauer in Schönebeck zurück kommen. Die notwendigen Holzarbeiten waren dann doch umfangreicher und der vorläufige Terminplan wurde hinfällig. Der Ballasttank wird neu aufgebaut, das Deck zu grossen Teilen neu hergestellt, das Dollbord repariert und verstärkt, vergammelte Stringer in der Bilge werden ersetzt und Löcher/Durchbrüche geschlossen. Im Unterschied zum Orginalzustand bekommt das Boot zwischen den Rollschienen zwei grosse Lukenöffnungen über dem Ballasttank und Aufnahmen für eine Hilfsruderachse und einen Autopiloten. Im Oktober 2019 werden kleinere Schäden im Laminat der Aussenhaut ausgebessert.

Nach der Winterpause geht es mit einer Epoxy Grundierung, der Reparatur eines spät entdeckten Schadens im Unterwasserbereich (Ablösung des Laminats vom Holz) und der Lackierung weiter. Am 13. März 2020 – nach einem Jahr – hole ich schließlich das fertig lackierte Boot aus Schönebeck zurück nach Gifhorn und beginne noch am gleichen Tag mit dem Einbau der ersten Luke. In den kommenden Wochen mit “reduzierten sozialen Kontakten” werden die Luken, die Stemmbretter, die Rollsitze und Rollschienen fertiggestellt und eingebaut. In der Bugkabine werden hinter den Schraubluken zwei 200mm PVC-Schläuche verbaut, in denen später ein Teil der Schäfte der Skulls untergebracht werden kann um die (Ersatz)-Skulls innerhalb des Bootes auf dem Deck befestigen zu können. Relativ unangenehm ist das Schleifen, Spachteln, Primern und Lackieren der hinteren Kabine. Obwohl keine “Class-A” (und sicher auch nicht “Class-B”) Qualität erreicht wird, wird die enge Kabine ein wenig wohnlicher. Die Elektrik wird in einer Schaltbox auf der Steuerbordseite der Kabine konzentriert. Die Instrumente / Schalter / Multiplexer sind positioniert. Im fliegenden Aufbau haben bereits alle Geräte (AIS (GPS), VHF, Plotter, Kompass, Logger, Autopilot und WLAN) sinnvoll miteinander Daten ausgetauscht. Jetzt hoffe ich, daß ich die Verschaltung in der Enge der Schalttafel wieder hinbekommen werde.
Für die Ansteuerung des Ruders fehlen noch ein paar Teile (u.a. der Quadrant), für Positionslicht und Radarreflektor fehlt noch ein kleiner Mast auf der vorderen Kabine und für die Stromversorgung (Solarzellen, Regler, Batterien) gibt es erst einzelne Komponenten.
Eine erste Probefahrt in diesem Jahr sollte trotzdem möglich sein.