Bis zur Elbe und dann irgendwie weiter

Gestern habe ich es endlich geschafft und mich für eine kurze Ruderwanderfahrt wieder in mein Boot Novecento gesetzt.

Weil das Boot wg. häuslicher Renovierungsarbeiten vorübergehend in das Bootshaus des Ruder-Klub-Normannia am Mittellandkanal (MLK) ausquartiert war, wurde die Tour gleich dort am Steg begonnen. Von Braunschweig aus geht es in Richtung Osten. Bis zum Abzweig des Elbe-Seitenkanals (ESK) bin ich noch unschlüssig über die Strecke: ESK direkt bis Lauenburg und weiter in Richtung Lübeck – oder MLK bis Magdeburg und dann die Elbe irgendwie weiter? Trotz Bedenken wg. des Schleusens in Sülfeld (mit einem Einer gemeinsam mit den grossen Binnenschiffen in der Schleusenkammer ist eine Premiere für mich) melde ich mich zur Schleusung an und muss ca. 1 Std. warten bis endlich ein Binnenschiff kommt und ich mitschleusen darf. Mit Binnenschiffen ist das so: wenn man sie braucht kommen sie nicht, und wenn man sie überhaupt nicht brauchen kann, dann ist gleich eine ganze Armada da. Von Sülfeld aus geht es auf dem MLK an Fallersleben und Wolfsburg mit SE-Zentrum, VW-Hochhaus, VW-Kraftwerk, Bahnhof, Autostadt und Fussballstadion vorbei. Es ist für mich eine sehr besondere Perspektive: nicht nur einmal habe ich von der anderen Seite auf den Kanal geschaut und mir ausgemalt, wie es wohl wäre dort als freier Mensch entlang zu rudern.

Hinter Wolfsburg wird der MLK sehr ruhig und seeehr lang. Ich übernachte irgendwo in der Nähe von Mieste / Grauingen. Ein Teil meiner Ahnen muss sich mindestens im 19. Jhd. als Bauern von diesem Land ernährt haben können. In der heute sehnsüchtig erwarteten grossen Mittagspause bestelle ich mir auf Empfehlung der netten Hafenmeisterin des “Motorboot Club Haldensleben” bei einem Pizzaservice etwas zu Essen – zusammen mit einem Salat für die Hafenmeisterin erreichen wir den Mindestbestellwert für kostenlose Lieferung bis auf die Terrasse des Clubhauses. Hätte ich die grosse Mittagspause ausfallen lassen und wäre ich auch ohne Essen in der Lage gewesen zu rudern, dann hätte ich mich vor 16:30Uhr mit dem alten Schiffshebewerk in den Verbindungskanal zur Elbe heben lassen können und dann wäre ich jetzt schon an der Elbe… Weil ich aber erst um 17:15Uhr vor der Schleuse Rothensee neben dem alten Schiffshebewerk ankomme (wg. Mittagessen) und natürlich gerade kein Binnenschiff da ist, das runtergeschleust werden will (s.o.), beende ich den Rudertag vorzeitig und widme mich – diesmal sogar mit inoffizieller Empfehlung des Schleusenmeisters – dem “wilden” Zelten vor der Schleuse.