London: ticked

Kein vernünftiger Mensch fährt mit dem Rad nach London um London anzusehen. Um den Buckingham Palast zu sehen reist man besser mit Auto, Bus oder Flugzeug an.

Ich fahre lange Strecken durch wenig schöne Vorstädte Londons. Der Radwanderweg R1 führt mich durch sehr (sehr) hässliche Ecken und ich wechsel meine Taktik auf “Kürzeste Strecke zur Innenstadt”. Das Fahren auf den Hauptverkehrsstrassen ist kein Spass und ich verstehe allmählich, warum sich hier die paar Radfahrer grüssen: es gibt ausserhalb der Innenstadt nicht besonders viele von ihnen.

Nach den Mühen der Vorstädte bietet sich in der Innenstadt ein völlig anderes Bild: Coole junge Menschen mit Kopfhörern auf coolen Fixies rauschen zwischen Bank Hochhäusern an mir vorbei. Hier wird nicht gegrüsst sondern gedrängelt.

Als mich der R1 dann in Richtung Norden am Lee-Canal / Lee-River entlangführt, schliesse ich wieder Frieden mit der Strecke, mit London und mit dem ganzen Tag.

Auf dem Kanal liegen sehr individuelle Hausboote, Narrow-Boats und sogar zum Wohnen umgebaute Rettungsboote. Es gibt eine schwimmende Fahrradwerkstatt. Die Anzahl der Einwohner dieser langgezogenen schwimmenden Stadt dürfte der Anzahl der Einwohner eines eigenen Stadtteils entsprechen.

Ich habe weder die Kronjuwelen noch Westminster gesehen, dafür habe ich aus ganz anderer Perspektive einen oberflächlichen Blick auf die Alltagswelt der Menschen Londons geworfen und einen eigenen schwimmenden Stadtteil entdeckt.